July 22, 2014

Lautstarke Fahrraddemo gegen Umwandlung // Noisy bike rally against condominium conversion

Yesterday's bike rally showed resistance against condominium conversion in Berlin is growing.

Die gestrige Fahrraddemo hat gezeigt, dass sich Widerstand gegen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen in Berlin regt. Die Demo, an der 200 Rad- und Rollifahrer_innen teilnahmen, führte durch Kreuzberg, Neukölln und Treptow. Aber auch aus Schöneberg und Prenzlauer Berg waren Mieter_innen gekommen, um der Forderung nach einem sofortigem und berlinweitem Umwandlungsstopp Nachdruck zu verleihen. Mit Zwischenkundgebungen vor bedrohten Häusern wurde über die Umwandlungs- und Verdrängungspraxis von BERLIN ASPIRE REAL ESTATE, SALAGROUND GROUP und TAEKKER informiert. Redebeiträge wiesen ausserdem darauf hin, dass diese Firmen nicht nur schamlos mit den Mieter_innen verfahren, sondern auch die Käufer_innen über den Tisch ziehen.



Wir dokumentieren hier den Redebeitrag der Mieter_innengemeinschaft Reichenberger 114:

"Unser Haus war Anfang der 90er teilweise besetzt. Durch die nachbarschaftliche Solidarität der Mieter_innen mit den Besetzer_innen wurden im Zuge der Sanierung und Modernisierung Verträge ausgehandelt. Die Bewohner_innen mit Mietverträgen machten nämlich ihre Zustimmung zur Modernisierung davon abhängig, dass auch die Bewohner_innen ohne Mietverträge welche bekamen. Unser Haus war schließlich das letzte der Straße, das mit öffentlichen Geldern saniert wurde. Die Sanierung war 1995 abgeschlossen und die Förderbindung läuft im Mai 2015 aus. Bisher sind alle Wohnungen WBS-gebunden.

Doch die Finanzkrise und der Immobilienboom in Berlin hat schon vor Jahren das Spekulationsinteresse auch an unserem Haus geweckt. In den letzten drei Jahren wurde es vier Mal verkauft. Anfangs hatten die Eigentümer noch Namen und Gesichter. Und weil sie sehr schnell begriffen, dass sie mit uns als organisierte und widerständige Mieter_innen nicht das schnelle und sicher Geld machen werden, das sie wollten, haben sie uns jedes Mal schnell wieder verkauft. Seit Frühjahr diesen Jahres ist der neue Eigentümer unseres Hauses eine Subfirma von BERLIN ASPIRE REAL ESTATE.

Zwei Wochen vor dem Eigentümerwechsel wurde die BEARM Hausverwaltung gegründet, die uns sofort übernahm und zu 95% BERLIN ASPIRE gehört. Ihre erste Maßnahme war die Aufforderung an uns Mieter_innen, mit Personalausweis im Hof zu erscheinen und alle unsere Hausschlüssel austauschen zu lassen. Offensichtlich eine reine Kontrollmaßnahme, die wir nicht mitmachten. Wir haben uns zusammengetan und uns kollektiv über einen Anwalt vertreten lassen. Frank Emuth, der Geschäftsführer der BEARM, war stinksauer und konnte bis heute die Schlüssel-Kontroll-Austausch-Maßnahme nicht durchführen. Auch hilflose Versuche unsere Hausfassade und Toreinfahrt weis zu machen, wurden prompt beantwortet. Als nächstes hat Aspire den Bauantrag für Balkone und Aufzüge gestellt und die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen beantragt.

Aufzüge, Balkone, Eigentums- und Ferienwohnungen hier? Vergesst es!

Seit fast 30 Jahren ist die Reiche 114 ein Ort, an dem um Wohnraum gekämpft wird und seit dieser Zeit ist sie für uns ein Ort, an dem wir im Nebeneinander und Miteinander unserer verschiedenen Lebensentwürfe eine angenehme und solidarische Nachbarschaft praktizieren. Und das werden wir uns nicht widerspruchslos von Investor_innen und Politiker_innen kaputt machen lassen! Wir bleiben Riskio-Kapital und ein Investoren-Alptraum!

Gegen Verdrängung! Gegen Umwandlung! Gegen Zwangsräumung! Die Reiche 114 bleibt!

Apropos Zwangsräumung: Hier gegenüber in der Reichenberger 73 wurden Anfang des Jahres zwei Mietparteien zwangsgeräumt. Der Hausbesitzer ist der Rechtsanwalt und Notar Ernst Brenning. Er gehört zum Landesvorstand der CDU und besitzt noch mehr Häuser. Im Prenzlauer Berg begann er ein sechsgeschossiges Wohnhaus in der Kollwitzstraße 42 zu bauen. Doch Anwohner klagten bis vor das Bundesverwaltungsgericht gegen die zu dichte Bebauung in ihrem Hof. Nun steht fest: Das fast bezugsfertige Haus muss abgerissen werden! Wir gratulieren den Anwohnern an dieser Stelle ganz herzlich zu diesem Urteil!"

Hier ein Bericht in der RBB Abendschau und ein Gespräch mit dem verantwortlichen Senator für Stadtentwicklung Michael Müller:

July 14, 2014

Umwandlungsstopp sofort! Fahrraddemo: Montag // 21.07. // 17:30 // Kottbusser Tor

Stop conversion into condominiums! Bike rally: Monday // July 21 // 5:30 pm // Kottbusser Tor

Wir fordern:
  • einen sofortigen und berlinweiten Umwandlungsstopp von Miet- in Eigentumswohnungen!
  • ein ausnahmsloses Umwandlungsverbot in allen Milieuschutzgebieten!
  • die Einführung einer Umwandlungsverordnung mit Genehmigungspflicht in ganz Berlin!
  • die Aufnahme aller von Verdrängung besonders stark betroffenen Innenstadtgebieten in die soziale Erhaltungsverordnung (Milieuschutz)!
  • die Rekommunalisierung des privaten Wohnungs- und Mietshausbestandes durch die Einführung eines berlinweiten, kommunalen Vorkaufsrechts durch einen nicht profitorientierten kommunalen Träger!
  • Einführung einer wirksamen Mietenbremse im Sinne der Mieter_innen!

Unter folgenden Links könnt ihr die Flyer downloaden
: 1 mal auf DIN A 4 und 2 mal auf DIN A 4 - zum Ausdrucken, Kopieren und Verteilen oder Kleben. Auf gelbem Papier sieht's besonders schön aus...